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5 Fragen an Chiara Mayer

Projektmanagerin Chiara Mayer steht lächelnd vor einer Wand.

Chiara Mayer hat Modedesign studiert und sich dabei intensiv mit dem Thema Kreislaufwirtschaft beschäftigt. Beruflich ist sie heute im Projektmanagement nachhaltiger Start-Ups aktiv und hat dabei eine Mission: Nachhaltigkeit in Unternehmen zum Standard machen.

Beim NachhaltigkeitsCamp 2020 hat Chiara genau zu diesem Thema auch eine Session gegeben, mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern über Fast-Fashion-Produktionen, Ressourcenverbrauch und Greenwashing-Fallen gesprochen. Im Interview erzählt sie, was sie seit dem Camp im Bereich Nachhaltigkeit macht, gibt Tipps für nachhaltigen Modekonsum und erläutert, welche Veränderungen sie sich in der Modeindustrie für die nächsten vier Jahre vorstellt.

Wie war es letztes Jahr, eine (digitale) Session zu geben?

Es hat total viel Spaß gemacht, vor allem in dieser intensiven Corona Zeit, die Möglichkeit zu haben, sich mit anderen Nachhaltigkeitsinteressierten auszutauschen und voneinander zu lernen. Mittlerweile arbeite ich zu 90% digital und habe das sehr zu schätzen gelernt. Auch Workshops kann man zum Teil sehr gut online durchführen.

Welche Ideen oder Anreize hast du aus dem Camp mitgenommen?

Ich habe mich danach noch intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeitsberatung auseinandergesetzt. Mittlerweile bin ich mit einem kleinen Team von nachhaltigkeitsinteressierten Trainer*innen, Coaches und Marketingexpert*innen vernetzt, wir sind als „seedlings“ aktiv. Wir befähigen Unternehmen, ökologische und soziale Nachhaltigkeit zu implementieren.

Wo siehst du die größte Baustelle der Modebranche in Bezug auf Nachhaltigkeit?

Da gibt es viele. Es ist definitiv noch einiges zu tun. Das wahrscheinlich größte Problem ist die enorme Überproduktion. Mode wird in zu großen Massen produziert. Die verwendeten Materialien sind in den meisten Fällen weder nachhaltig noch qualitativ hochwertig. In der konventionellen Modeindustrie wird auf lineare Lieferketten gesetzt, womit einfach immer noch mehr Müll produziert wird.

Außerdem werden Arbeiter*innen ausgebeutet und leiden teilweise enorm unter den Bedingungen. Sie müssen häufig mit umweltschädlichen und giftigen Chemikalien und Färbemitteln arbeiten.

Was ist dein Tipp für nachhaltigen Kleidungskauf?

Am besten ist es, so wenig wie möglich zu kaufen. Die Kleidung zu nutzen, die man schon hat und diese gut zu pflegen. Ansonsten gibt es mittlerweile viele tolle Möglichkeit, Kleidung zu leihen, zu mieten oder sonst auch zu tauschen.

Die nächstbeste Entscheidung wäre es, auf Secondhandmode zurückzugreifen. Bei Kleidung aus zweiter Hand sowie neuer Mode gibt es einige Aspekte, die man beachten kann. Je transparenter eine Marke kommuniziert, desto besser. In der Modebranche können die Lieferketten oft lang sein und die Kleidung aus vielen Komponenten bestehen – je mehr ich als Konsument*in darüber erfahren kann, desto glaubwürdiger ist das Label und desto leichter kann auch eine Kaufentscheidung getroffen werden.

Zu den wichtigsten Aspekten, die beim Kauf von neuer Kleidung zu beachten sind, gehört, dass Mode in kleineren Auflagen produziert wird, die Arbeiter*innen fair bezahlt und die Materialien möglichst ökologisch sind. Das bedeutet, dass die einzelnen Komponenten des Kleidungsstückes recyclingfähig oder biologisch abbaubar sind. Zertifizierungen wie „Global Organic Textile Standard“ (GOTS) für biologische Baumwolle, „Cradle to Cradle“ (C2C) für kreislauffähige Materialien oder Produkte oder die „Fair Wear Foundation“ für faire Arbeitsbedingungen machen die richtige Kaufentscheidung einfacher.

Was wünschst du dir in Bezug auf Nachhaltigkeit für die nächsten vier Jahre?

Dass sich in Politik und Wirtschaft viel mehr bewegt. Ich wünsche mir, dass jedes Unternehmen eine Nachhaltigkeitsstrategie hat, an der aktiv gearbeitet wird. Ökologische und soziale Gerechtigkeit soll ganz normal werden. Und damit hätten wir auch das Greenwashing-Problem gelöst, das vor allem in der Modebranche sehr verbreitet ist. Lieferketten, Arbeitsbedingungen, Preise und Materialien sollten für Mitarbeitende und Konsument*innen transparent gemacht werden. Das sind ambitionierte Vorstellungen, aber die Klimakrise wartet nicht auf uns.

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