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Ein Erfolgsprojekt des ncbn21

Ein Blatt Papier mit der Aufschrift: Nachhaltiger Tourismus in Afrika.

Wir haben mit Nienke du Preez und Dr. Kristian Kampfer über ein Projekt zu nachhaltigen Lodges in Südafrika gesprochen. Die Idee dazu entstand auf dem NachhaltigkeitsCamp 2021.

1. Gemeinsam arbeitet ihr derzeit an nachhaltigen Lodges im südlichen Afrika. Erzählt uns etwas mehr über das Projekt. Was ist die Grundidee? Was braucht es und was tut ihr, damit die Lodges nachhaltig werden?

Kristian: Von der Grundidee kann Nienke besser erzählen als ich. Sie ist die Ideengeberin. Ich bin nur Unterstützer und als solcher für die Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Nienke indessen hat gerade im Management einer einzigartigen nachhaltigen Lodge bei Sansibar gearbeitet.

Nienke: Die Grundidee entstand aus dem Gedanken, dass es beim Reisen darum geht, schöne Orte auf unserem Planeten zu entdecken. Aber wenn die Hotelbranche nicht nachhaltiger wird, wenn die Reiseziele mit Plastik bedeckt sind und die ikonische Tierwelt aufgrund des Verlusts der Artenvielfalt ausgestorben ist, sind sie dann noch eine Reise wert? Unser Ziel ist es also, ein Lodge-Konzept zu entwickeln, das sicherstellt, dass die Reiseziele ihre Attraktivität behalten. Wir wollen sicherstellen, dass die Lodge selbst keinen CO2-Fußabdruck hinterlässt, sondern vielmehr einen positiven Einfluss auf die lokale Gemeinschaft, die Umwelt und die wirtschaftliche Entwicklung in der Region hat – angefangen beim Bau, über den Betrieb bis hin zum Aufzeigen einer alternativen, nachhaltigeren Lebensweise für Reisende.

Kristian: Aus der Grundidee ist mittlerweile ein sehr komplexes Projekt entstanden, das weltweit einzigartig ist. Während Nienkes Zeit in Afrika hat der interdisziplinäre Beirat – mit Menschen aus Afrika und Europa – in regelmäßigen Arbeitsgruppenmeetings ganz unterschiedliche Aspekte der Nachhaltigkeit für uns beleuchtet. So hatte zum Beispiel ein italienischer Berater aus dem Bereich nachhaltiger Tourismus die Idee, beim Bau der Lodges das Thema „Recycling“ zu fokussieren. Ich fand das richtig genial und habe den Aspekt der Circular Economy eingebaut.

Heute suchen wir verstärkt nach Investoren*innen. Wenn uns Tourist*innen besuchen, werden sie nicht nur Lodges erleben, die nachhaltig betrieben werden, Regenwasser-Reservoire, Photovoltaik-Anlagen und Komposttoiletten, sondern sie werden durch den Besuch auch den Bauprozess von Lodges unterstützen, der auf dem Recycling von Baustoffen basiert und das Handeln und Denken der Bürger*innen im Umgang mit Rohstoffen vor Ort nachhaltig verändert.

2. Auf welche Herausforderungen seid ihr bisher gestoßen?

Kristian: Die größte Herausforderung war für mich, ein Netzwerk an Gleichgesinnten aufzubauen, das Nienkes Vorstellung von sanftem Tourismus versteht. Schließlich habe ich Jura studiert und komme selbst nicht aus dem Bereich des nachhaltigen Tourismus. Durch die räumliche Trennung – Nienke in Afrika und ich in Europa – war es auch in den letzten Monaten oftmals schwer, voneinander zu lernen und die einzelnen Gründungsschritte miteinander abzustimmen und gemeinsam zu gehen.

Nienke: Ich stimme mit Kris völlig überein. Dazu muss man wissen, dass es schon seit meiner Kindheit mein Ziel war, eine nachhaltige Lodge im südlichen Afrika zu eröffnen. Als ich aufwuchs und viel Zeit in der Natur verbrachte, beschloss ich, einen Beruf zu ergreifen, der den Schutz der Natur gewährleistet. Jetzt, einige Jahre später, habe ich im Gastgewerbe studiert und gearbeitet und bin auf viele Unternehmen gestoßen, die sich als "nachhaltig" verkaufen und auch von außen nachhaltig aussehen. Sie sind es jedoch nicht, wenn man sich die Abläufe im Hintergrund oder die Lieferkette ansieht. Darum verfolge ich einen sehr strikten Ansatz bei der Entwicklung dieses Lodge-Konzepts. Das macht es wiederum schwieriger, Gleichgesinnte zu finden, die ebenso leidenschaftlich und strikt an der Entwicklung einer Lodge arbeiten wollen, die WIRKLICH nachhaltig ist.

3. Wie ist der Status quo – wann können wohl die ersten Gäste einchecken?

Kristian: Mit Blick auf die Zeitspanne, von Einreichung der Businessidee beim Förderprogramm EXIST bis zum Einchecken der ersten Gäste, muss man realistisch sein. Ich rechne mindestens zwei bis drei Jahren bis die ersten Lodges von Tourist*innen besucht werden können. Je nachdem, ob wir öffentliche Förderung bekommen oder private Investor*innen finden, kann es natürlich auch schneller gehen.

4. Nachhaltigkeit ist derzeit Trend. Viele neue Ideen scheinen auf den ersten, aber nicht mehr auf den zweiten Blick nachhaltig. Wie stellt ihr sicher, dass das bei euch wirklich anders ist?

Nienke: Das ist eine sehr gute Frage. Die Antwort ist ziemlich einfach. Nachdem wir sichergestellt haben, dass das Projekt in jeder Hinsicht nachhaltig ist, werden wir in Bezug auf unsere Aktivitäten vollkommen transparent sein, indem wir erstens die örtliche Gemeinschaft über unsere nachhaltigen Methoden aufklären. Zweitens werden wir nicht-finanzielle Berichte veröffentlichen, in denen wir unsere Erfolge, aber auch unsere Misserfolge und verbesserungsbedürftigen Bereiche darlegen. Und drittens werden wir unseren Gästen gegenüber völlig transparent sein, indem wir ihnen eine andere Lebensweise – eine nachhaltigere Lebensweise – zeigen, sie aber auch erleben lassen.

Kristian: Die Idee, die wir aktuell mit einem Beirat von etwa 20 Mitgründer*innen verfolgen, wird zu einem Umdenken im Tourismussektor führen. Es geht nicht nur darum, dass Hotelanlagen nachhaltig betrieben werden, sondern dass schon der Bauprozess gesellschaftliche Probleme löst, wie zum Beispiel die Flut an Plastikmüll zu meistern. Ich bin selbst am Strand groß geworden, auf Norderney, und ich empfinde es als sehr beunruhigend, dass es 2050 mehr Plastiktüten im Meer geben soll als Fische. Unser Beirat hat vor diesem Hintergrund empfohlen, in einem ersten Schritt in Afrika vor Ort die Recyclingwirtschaft unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung zu stärken, um dann in einem zweiten Schritt die Lodges fast vollständig aus recyceltem Material zu errichten. Das betrifft die Grundstruktur und das Design genauso wie die Innenausstattung. Der Standort der ersten Lodges ist noch nicht 100 Prozent entschieden. In der Feldforschung befassen wir uns aktuell mit den Ländern Kenia, Simbabwe und Malawi.

5. Ihr habt euch auf dem NachhaltigkeitsCamp Bonn 2021 kennengelernt. Wie kam es dort zu der Idee für die Sustainable Lodges und eurer Zusammenarbeit?

Nienke: Debatten über Nachhaltigkeit sind mir am liebsten! Und ich bin zum NachhaltigkeitsCamp gegangen, um Gleichgesinnte zu treffen, aber auch um neue Ideen zu entdecken und wertvolle Diskussionen zu führen.  Die Gruppensitzungen waren super interessant und man konnte den ganzen Tag über von einem interessanten Thema zum anderen wechseln.  Als ich mir die verschiedenen Gruppen auf dem Zeitplan ansah, kam Kris auf mich zu und wir begannen darüber zu sprechen, woher wir kommen und was wir machen. Wir beide lieben Südafrika und wollen das Richtige tun , indem wir uns in hohem Maße für andere einsetzen und einen positiven Fußabdruck auf dieser Erde hinterlassen.

Kristian: Mir ist der südafrikanische Akzent von Nienke sofort aufgefallen, weil ich in Ladysmith in Südafrika zur Schule gegangen bin, zufällig nur einen Steinwurf entfernt von Nienkes Heimatort.

Die Lodgeidee selbst hat sich dann später bei den ersten Treffen entwickelt, als Nienke mir von ihrem Studiengang Hospitality and Tourism Management in Bad Honnef erzählt hat und ich ihr von meinen bisherigen Projekten in der Entwicklungszusammenarbeit mit Madiba aus Bonn. Die Firma Madiba, die ich 2013 mitgründen durfte, ist nachdem früheren Präsidenten Südafrikas Nelson Mandela benannt. Nienke hat sich auch für Entwicklungszusammenarbeit interessiert und mir beschrieben, Sie hat mir auch gezeigt, wie Lodges in Afrika nachhaltiger betrieben werden können. Die Themen Circular Economy und Community-based tourism flossen in die monatlichen Debatten der Gründergruppe ein und schließlich in das Lodgekonzept. Hier stehen wir nun.

6. Wem würdet ihr das NachhaltigkeitsCamp empfehlen? Für wen kann das Format in euren Augen einen Mehrwert haben?

Kristian: Das NachhaltigkeitsCamp hat mir gezeigt, dass ich mit meiner Vision von einem Handeln zur Bewahrung einer menschenfreundlichen Umwelt nicht allein bin. Nur wenn sich Gleichgesinnte finden können, um Ideen auszutauschen, entstehen Start-Ups, die die Entwicklung von nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen vorantreiben.

Nienke: Das NachhaltigkeitsCamp ist für alle gedacht, die lernen, sich vernetzen, diskutieren, sich herausfordern oder inspirieren lassen wollen.  Es ist nicht nur ein Ort für Nachhaltigkeitsexperten, sondern auch für diejenigen, die neugierig auf dieses Thema sind.

Kristian: Ich empfehle das Nachhaltigkeitscamp all jenen, die Respekt vor den Erwartungen der künftigen Generationen haben.

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