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„Noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten“

Mann sitzt an einem Tisch und lächelt.

Henrik Röminger ist Inhaber von Hofliebe Organic Food. Das Unternehmen legt Wert auf regionale und saisonale Lebensmittel in Bio-Qualität und kocht ausschließlich vegetarisch und vegan. Henrik Röminger ist gelernter Koch und kommt aus Bonn. Beim NachhaltigkeitsCamp Bonn sorgt Hofliebe für das Catering.

1. Das NachhaltigkeitsCamp Bonn ist ein Barcamp, bei dem alle Teilnehmenden dazu aufgerufen sind, ihre Ideen und Impulse zur Nachhaltigkeit, zum Beispiel in den Bereichen Arbeit, Wirtschaft, Fortbewegung und Essen, einzubringen und sich an den Diskussionen zu beteiligen. Warum passen Hofliebe und das NachhaltigkeitsCamp gut zusammen?

Zuallererst natürlich, weil Nachhaltigkeit auch einen großen Teil des Hofliebe-Konzepts ausmacht. Wir bekommen unsere kompletten Lebensmittel vom Leyenhof, einem Bioland-Hof in Bonn. Kurze Wege sind uns wichtig, ebenso wie saisonale Zutaten. Außerdem versuchen wir, Überproduktion zu vermeiden. Wenn etwas aus ist, gilt das Motto: Wat fott es, es fott. Dieses Konzept ist noch recht ungewöhnlich in der Gastronomie, aber unsere Gäste verstehen das sehr gut und wertschätzen diesen Ansatz sogar zum großen Teil.

Außerdem verbindet uns die Spontaneität mit dem NachhaltigkeitsCamp Bonn: Wir nehmen immer das Gemüse, was da ist, und überlegen uns leckere Gerichte daraus. Da ist sehr viel Kreativität im Spiel. Wenn der Leyenhof zum Beispiel viele zu große Zucchini hat, denken wir uns was Schönes damit aus. So kommen auch die Exemplare auf den Teller, die für den Verkauf nicht geeignet wären.

2. Du hast im Restaurant zur Post in Odenthal eine Lehre als Koch gemacht. Das Restaurant ist mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, aber eben ein konventioneller Betrieb. Kannst Du erklären, warum Du Dich entschieden hast, einen anderen Weg einzuschlagen?

Nach meiner Ausbildung habe ich mein Fachabitur gemacht und Ökotrophologie (Ernährungswissenschaft) studiert. In dieser Zeit habe ich mich viel mit Ernährung und der Erzeugung von Lebensmitteln beschäftigt und auch als Nebenjob in Bio-Restaurants gekocht. Ich habe gemerkt: Ich möchte was ändern. Und wenn ich was ändern möchte, muss ich es selber in die Hand nehmen. Da habe ich dann den Entschluss gefasst, meinen eigenen Laden aufzubauen, so wie ich es mir vorstelle.

Mein Ziel dabei war, vegetarisches und veganes Essen cool zu machen, ihm quasi einen Hoodie anzuziehen. Damals, vor zehn Jahren, sah es in der Gastronomie noch etwas anders aus: Vegetarisches oder veganes Essen war nicht besonders hip, man flüsterte eher: „Das ist übrigens vegetarisch.“ Heute kann ich mein Essen mit breiter Brust präsentieren. Aber aus der Sicht eines Koches muss ich sagen: Es ist einfach, ein Rinderfilet zu braten und es der Kundin oder dem Kunden zu verkaufen. Einen Sellerie oder rote Beete als Hauptkomponente attraktiv für Kundinnen und Kunden zu machen, ist schon eine größere Herausforderung. Da muss man das Gemüse sprechen lassen.

3. Was würdest Du Dir für die Zukunft für Impulse in der Gastronomie wünschen?

Ich wünsche mir, dass noch mehr ein Bewusstsein dafür entsteht, dass Essen, das nachhaltig und handwerklich gut hergestellt wird, auch seinen Preis hat. Gastronomie sollte eine Branche sein, in der Menschen eine Familie ernähren können und Mindestlohn bezahlt wird. Es gibt viele Menschen, die Lust haben, was Gutes in dem Bereich zu machen. Aber es scheitert immer am Geld: Zu oft wird das gleiche Produkt von anderen zu billig angeboten, so dass nachhaltige Angebote keine Chance haben. Ich hätte nicht gedacht, dass im Jahr 2022 noch so viel Aufklärungsarbeit zu leisten ist, auch wenn mittlerweile schon viel in die richtige Richtung geht und es zum Beispiel immer mehr Restaurants gibt, die vegetarische und vegane Speisen anbieten.

4. Die frischen Zutaten, die Ihr verarbeitet, bekommt Ihr direkt vom Leyenhof. Welches Lebensmittel verarbeitest Du am liebsten?

Ganz klar: die Tomate! Die frischen Tomaten vom Leyenhof sind besonders aromatisch. Ich verarbeite sie gerne zu Tomatensuppe, Salat oder konfiere sie (in Öl garen) mit Kräutern. Aber am liebsten mag ich sie einfach so - mit Salz und Pfeffer.

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